Frankfurter Neue Presse II

Mit Schubert auf Reisen Alte Oper: Ambitioniertes Programm für die Saison 2017/18

Von Frankfurts renommiertes Konzerthaus hat sich für die kommende Spielzeit viel vorgenommen: Stars wie Lang Lang, Sol Gabetta oder Christian Thielemann haben sich angekündigt. Zum Saisonauftakt dreht sich in der Alten Oper aber erstmal alles um Schuberts "Winterreise".
Sol Gabetta und ihr heißgeliebtes Cello: Die Argentinierin kommt mit Schumanns Cellokonzert zum Musikfest in die Frankfurter Alte Oper. Begleitet wird sie von den Bamberger Symphonikern, die noch Schuberts „Große C-Dur-Sinfonie“ spielen. Bilder > Foto: uwe arens Sol Gabetta und ihr heißgeliebtes Cello: Die Argentinierin kommt mit Schumanns Cellokonzert zum Musikfest in die Frankfurter Alte Oper. Begleitet wird sie von den Bamberger Symphonikern, die noch Schuberts „Große C-Dur-Sinfonie“ spielen.

„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh’ ich wieder aus“ – mit diesen berühmten Versen beginnt Schuberts tief melancholische „Winterreise“, ein Liederzyklus, der von Ausgrenzung und Außenseiterschaft, von Flucht und Exil, vom Gefühl der Fremdheit erzählt. Das sind Themen, die nicht nur die Künstler der Romantik vielfältig zu verarbeiten suchten, sondern die gerade heute, 200 Jahre später, viele Menschen betreffen und beschäftigen, in Deutschland und Europa, aber auch weltweit. Diesen gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen will Frankfurts Alte-Oper-Intendant Stephan Pauly in der kommenden Saison eine künstlerische Sichtweise gegenüberstellen. Und so hat er ganz bewusst Schuberts „Winterreise“ ins Zentrum seines Musikfests zum Saisonauftakt Mitte September gerückt, das darum auch den Titel „Fremd bin ich . . .“ trägt.

Im Apfelweinlokal

Führende Liedsänger unserer Zeit werden den Schubert-Zyklus auf ganz unterschiedliche Weise interpretieren. Der Tenor Julian Prégardien etwa erweitert die „Winterreise“ nach historischem Vorbild von Clara Schumann zur Soiree mit Werken weiterer Komponisten und Improvisationen seines Klavierpartners Michael Gees. Tenor-Kollege Daniel Behle wird neben dem Original eine eigene Bearbeitung des Werks für Singstimme und Klaviertrio präsentieren. Und der Brite Ian Bostridge, der ein sehr lesenswertes Buch über die „Winterreise“ geschrieben hat, wird die 24 Lieder an einem ungewöhnlichen Ort aufführen: im Betriebshof Gutleut der Frankfurter Verkehrsgesellschaft – also dort, wo sonst die Straßenbahnen parken.

Ganz kurios dürfte die Fassung für Gesang und Drehleier werden, die Natasa Mirkovic und Matthias Loibner im Apfelweinlokal „Daheim im Lorsbacher Thal“ in Frankfurt-Sachsenhausen vorstellen. „Denn was dem Schubert sein Heuriger in Grinzing war, ist dem Frankfurter sein Ebbelwei“, so Intendant Stephan Pauly. Wer hingegen die „Winterreise“ lieber in tiefer Stimmlage hören will, sollte sich den Abend mit dem Bassisten Günther Groissböck im Mozart-Saal der Alten Oper vormerken. Darüber hinaus sieht das Musikfest nicht nur reine Konzertabende, sondern auch szenische Projekte (etwa mit dem Mousonturm), Künstlergespräche, Vorträge und Performances vor.

Zu Stephan Paulys Programmkonzept gehört es ja auch, mehrere kleine „Fokus“-Festivals über die ganze Saison zu verteilen. Eines ist dem russischen Tastenmagier Daniil Trifonov gewidmet, der nicht nur Rachmaninow und Chopin spielen, sondern auch eigene Werke aufführen wird. Ein zweiter „Fokus“ ist auf den furiosen Dirigenten Teodor Currentzis gerichtet, der sein eigenes Orchester „Musicaeterna“ mitbringt.

Jazz mit Wollny

Starpianist Lang Lang wird nicht nur in Kombination mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle auftreten, sondern auch mit 100 Musikschülern einen Workshop samt Abschlusskonzert gestalten. Und mit dem „Playsonic Festival“ will die Alte Oper zeitgenössische Musik einem breiten Publikum eröffnen.

Darüber hinaus hat sich das „Who is Who“ der Klassikszene angekündigt: von Anne-Sophie Mutter und Sol Gabetta über Christoph Eschenbach und Christian Thielemann mit der Staatskapelle Dresden bis hin zu Zubin Mehta mit den Wiener Philharmonikern und Gidon Kremer mit der Kremerata Baltica. Sir Andras Schiff wird ebenso kommen wie die Gesangsstars Diana Damrau und Jonas Kaufmann, letztere in Kooperation mit der Konzertdirektion „Pro Arte“, deren Programm – wie auch das der Bachkonzerte – noch vorgestellt wird.

Die Klassik-Abo-Reihen und die Reihen „Jazz im Mozart-Saal“ (mit dem grandiosen Michael Wollny) sowie „Weltmusik im Mozart-Saal“ werden ebenso fortgeführt wie die „Jazznights“ im Großen Saal, wo auch das Eröffnungskonzert des diesjährigen Deutschen Jazzfestivals stattfindet. Nicht zuletzt lockt das Kinder-, Jugend- und Familien-Programm „Pegasus“. Und zu Weihnachten wirbelt „Dirty Dancing“ als Musical über die Bühne.

 

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