Frankfurter Neue Presse IV

Lorsbacher Thal setzt auf Apfelweine Die Mischung macht’s

„Daheim im Lorsbacher Thal“ soll man sich fühlen – das drückt sich im neuen Namen und in der Einrichtung aus, aber auch in heimischen und internationalen Apfelweinen sowie traditionell-kreativer Küche.
Frank Winkler (l.) und Johannes Döringer hoffen, den Geschmack der Gäste zu treffen. Sie sind die neuen Pächter des Lohrsbacher Thals.	Foto: Menzel
Frank Winkler (l.) und Johannes Döringer hoffen, den Geschmack der Gäste zu treffen. Sie sind die neuen Pächter des Lohrsbacher Thals. Foto: Menzel

Die edlen silberfarbenen Lampen in Hirschgeweihform gehören zu den ersten Neuerungen in der Gaststube des Lorsbacher Thals. „Sie strahlen Gemütlichkeit aus und passen mit dem Thema Wald und Jagd zur Sachsenhäuser Apfelweinkultur“, erklärt Frank Winkler mit Verweis auf den Hirschbrunnen vor dem „Grauen Bock“. Derweil ist sein Partner Johannes Döringer in seinem Kellerreich, wo 23 Holzfässer in den Gewölben Lust auf das lokale selbstgekelterte Stöffche des Apfelweinexperten machen.

Doch bei aller Nostalgie denkt Döringer auch pragmatisch, will erst mal ein Holzfass testen, da sich zur Befüllung und Lagerung selbstgekelterter Apfelweine Glasballons und Kunststofftanks aus hygienischen Gründen wohl eher eignen. Zusammen mit dem Ehepaar Johannes und Pia Winkler hat er mit 120 Gästen gerade das „Lorsbacher Thal“ in der Großen Rittergasse eröffnet, das mit dem Zusatz „Daheim im“ heimische Behaglichkeit vermitteln will. Während sein Vorgänger Thorsten Dorn als „Apfelweinbotschafter“ eine neue Heimat sucht, stellen die neuen Betreiber die Traditionsgaststätte lokal, regional und international neu auf.

Klare Aufgabenteilung

Aus den bisherigen Berufsfeldern des Pächtertrios ergibt sich eine klare Aufgabenteilung: „Wir kommen vom Marketing und haben lange das Hotel Schafhof in Amorbach geleitet“, berichtet Frank Winkler. Er kümmert sich daher vorwiegend um die Lokaleinrichtung, Küche und Speisekarte, die mit „Oberräder Kopfsalat mit sieben Kräutern und Apfelvinaigrette“ (5,20 Euro), „Rinderleber nach Pias Berliner Rezept mit Katoffelstampf wie daheim“ (9,90 Euro), „Odenwälder Ziegenkäse“ (3,50 Euro) und „Napoleonischem Schneegestöber nach Sachsenhäuser Art“ (6,20 Euro) eigene pfiffige Akzente setzt.

„Die Rinderleber ist freilich eine Hommage an meine Frau, die sich sonst vorwiegend um den geschäftlich-kaufmännischen Bereich kümmert“, erklärt Winkler. Die sieben Mitarbeiter aus Dorns Zeit in Küche und Service habe man übernommen. Döringer hingegen, der sich bereits als Veranstalter der Hessischen Apfelweinmeisterschaften einen Namen gemacht hat, widmet sich ganz dem Stöffche und holt dieses Event vom 5. bis 7. September ins „Lorsbacher Thal“: Dann bieten jeweils von 16 bis 23 Uhr rund 15 regionale Meister aus der Wetterau, dem Odenwald und dem Hintertaunus ihren Selbstgekelterten zur Verkostung an.

„Zunächst habe ich in verschiedenen Gärten 600 eigene Apfelbäume mit den gängigen heimischen Sorten, die in den kommenden Wochen auch hier verkeltert werden“, erklärt Döringer. Hinzu kommen das Angebot lokaler und regionaler Produzenten wie dem Nieder-Erlenbacher Obsthof Schneider, der Griesheimer Kelterei Nöll, der Friedberger Kelterei Weidmann & Groh und die ein oder andere Sorte von Großkeltereien im Frankfurter Raum, um die gesamte Palette von naturtrüben Streuobst- und sortenrein veredelten Apfelweinen bis zu Apfelschaumweinen abzudecken.

Die Auswahl erweitern

„Wir Frankfurter sprechen immer gerne vom Nationalgetränk, das sich jedoch gegen die Vielfalt internationaler Apfelweine sehr bescheiden ausnimmt“, betont Döringer. Dabei spricht er vor allem von englischem und amerikanischem Cider, französischem Cidre und spanischer Sidra, die er nach und nach einführen wird. Eine Flasche mit Henny’s Dry Cider aus England und Uncle John’s Cider aus den USA macht bereits Lust auf mehr.

Das „Lorsbacher Thal“ wurde 1803 von der Gärtnerfamilie Wagner übernommen, seit 1893 ist eine Lizenz zum Apfelwein-Ausschank belegt. Der Name spielt auf den Ort Lorsbach im Taunus an – ein beliebtes Ausflugsziel. „Wir haben uns bis zu zehn weitere Standorte angeschaut, uns dann aber bewusst für dieses schöne Lokal mit Charme und Atmosphäre im Ebbelweiviertel entschieden“, betont Winkler. Nun will das Trio in Abstimmung mit den anderen Wirten die Kultur des Viertels und des Stöffches auch mit eigenen Verkostungen weiterfördern – und am Ende 80 bis 100 Apfelweinsorten weltweit auf der Karte führen.

(got)